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Beleuchtungsnorm EN 12464-1: Lichtgestaltung im Fokus

Ob Planung, Design oder Architektur - die EN 12464-1 dient als wertvolles Instrument, um optimale Beleuchtungslösungen zu schaffen.

Mag. Sabine Harrasko-Kocmann

Umwelt & Nachhaltigkeit

harrasko@feei.at
+43/1/588 39-81

Ins rechte Licht gerückt. Die richtige Beleuchtung ist entscheidend für das Wohlbefinden, die Produktivität und visuelle Wahrnehmung. Die Beleuchtungsnorm EN 12464-1 legt dafür Standards fest und schafft so die Grundlage für eine angenehme und funktionale Innenbeleuchtung. Die Sparte Licht im FEEI gibt einen Einblick in die wichtigsten Neuerungen der aktuell gültigen Fassung.

Die Beleuchtungsnorm im Überblick

Die EN 12464-1 ist eine europäische Norm, die technische Anforderungen und Empfehlungen für die Beleuchtung in Innenräumen festlegt. Sie ist im Dezember 2021 in der Neufassung erschienen und in nahezu allen europäischen Ländern, darunter Österreich, gültig. Darüber hinaus setzen auch benachbarte Länder die EU-Norm für „Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von von Arbeitsstätten – Arbeitsstätten in Innenräumen“ um. In Österreich kann sie über das Normungsinstitut Austrian Standards kostenpflichtig erworben werden.

Der Mensch im Mittelpunkt

Die aktuelle Fassung der EU-Norm nützt die Erfahrungen der bisherigen EN 12464-1 und rückt die Bedürfnisse der Nutzer:innen in den Fokus. Neben der verbesserten Lichtqualität nehmen nichtvisuelle Lichteffekte eine entscheidende Rolle ein. Die EU-Norm berücksichtigt dabei Folgendes:

  • Hinweis auf emotionale und nichtvisuelle Lichtwirkungen (Anhang B),
  • Hinweis auf die Wichtigkeit von Behaglichkeit und Wohlbefinden sowie
  • neue Technologien wie LED oder Lichtsteuerung.
Beleuchtungsstärken deutlich erhöht

Eine der wichtigsten Neuerungen sind die erhöhten Anforderungen an die Beleuchtungsstärke in Innenräumen. Damit erhöht sich der Wartungswert, der die mittlere Beleuchtungsstärke kennzeichnet, in der horizontalen Beleuchtungsstärke sehr deutlich. Bei einem Klassenzimmer von 300 lx bedeutet das eine Steigerung auf 500 lx.
Bei Wänden und Decken hat sich der Wartungswert der Beleuchtungsstärke sogar verdoppelt. Damit ist es nicht mehr ausreichend, Räume ausschließlich mit Deckeneinbauleuchten zu beleuchten – indirekt strahlende Deckenleuchten und auf die Wand strahlende Leuchten werden gleichermaßen notwendig. Die aktuell gültigen Vorgaben für Büros, Klassenzimmer und Gesundheitseinrichtungen werden unter anderem in der EU-Norm definiert (Tabelle 34.2, Tabelle 44.1, Tabelle 47.4).

Bedeutung des Wohlbefindens und der Produktivität

Die Norm legt großen Wert auf die Auswirkungen der Beleuchtung auf das Wohlbefinden und die Produktivität der Nutzer:innen. Sie fordert etwa eine ausreichende Farbwiedergabe, um natürliche Farben und Kontraste in Innenräumen zu erhalten. Die Begrenzung der Blendung und des Flimmerns trägt ebenso dazu bei, visuelle Ermüdung und Unwohlsein zu minimieren. Dafür sieht die EN 12464-1 folgende Neuerungen vor:

  • Blendung
    Die Bezeichnung für die Kontrastblendung wurde von UGRL (Unified Glare Rate Limit) auf RUGL (Rate Unified Glare Limit) umbenannt. Die Anforderungen an die Blendbegrenzung haben sich nicht verändert.
  • Farbwiedergabe
    Entsprechend der Sehaufgabe sollten individuelle Indizes der Farbwiedergabe beachtet werden. Für die richtige Wiedergabe der Farbe von Objekten und der menschlichen Haut muss der entsprechende individuelle spezifische Farbwiedergabeindex (Ri) berücksichtigt werden.
  • Stroboskopische Effekte
    Die Anforderungen zu Flimmern und stroboskopischen Effekten wurden aktualisiert. Auf die neuen Grenzwerte bei SVM („Stroboscopic Visibility Measure“) der EU Ökodesign-Verordnung wird verwiesen.
  • Dimmen
    Die „Spezifischen Anforderungen“ sehen für viele Arbeitsbereiche vor, dass die Beleuchtungsanlage dimmbar bzw. steuerbar ist.
Weitere Bestimmungen

Zudem ist es nun möglich, die erforderliche Beleuchtungsstärke zu modifizieren. In der Tabelle 1 der Beleuchtungsnorm werden Faktoren genannt, die sogar eine Verdoppelung der erforderlichen Beleuchtungsstärke ermöglichen. Weiters ist nun eine altersbedingte Erhöhung der Beleuchtungsstärke vorgesehen. Detaillierte Alterskorrekturfaktoren sind in der DIN/TS 503-100:2021 ersichtlich.

Bedeutung für die Lichtplanung

Die vorliegende Neufassung der EN 12464-1 bietet damit viele Möglichkeiten, um die Lichtqualität für Arbeitnehmer:innen deutlich zu verbessern. Es empfiehlt sich, diese bestmöglich auszuschöpfen. Neben der Behaglichkeit und dem Wohlbefinden ist auch die nichtvisuelle Lichtwirkung für die Leistungsfähigkeit und Motivation von Arbeitnehmer:innen entscheidend. Weitere Anforderungen an die nichtvisuelle Lichtwirkung finden sich in der neu überarbeiteten DIN/TS 67600:2022.

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