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Abfallwirtschaft im digitalen Wandel

Kompost

Mag. Marion Mitsch

Standortpolitik

mitsch@feei.at
+43/1/588 39-23

INDUSTRIE-4.0-Ansätze
Auch die Recyclingbranche ist längst in der digitalen Ära angekommen. Noch gibt es in Sachen Digitalisierung viel ungenütztes Potenzial, doch jüngste Projekte wie Online-Marktplätze für den Handel mit Sekundärrohstoffen weisen den richtigen Weg.

Die Digitalisierung ist ein Veränderungsprozess, der die gesamte Gesellschaft – und ganz besonders die Wirtschaft – betrifft. Für viele Branchen und Unternehmen stellt sie eine enorme Herausforderung dar, sie ist aber auch ein Innovationstreiber.

Das gilt nicht nur für Vorreiter wie den Online-Handel, die Banken oder die Medien, auch der Greentech-Bereich mit umweltfreundlichen Branchen wie erneuerbaren Energien oder nachhaltiger Mobilität profitiert von der „digitalen Transformation“ enorm. Die Recyclingbranche – wie im Übrigen die gesamte Abfallwirtschaft – muss angesichts dieser Entwicklung umdenken.

Technologie­führerschaft in Österreich
Roland Pomberger, Leiter des Lehrstuhls für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft an der Montanuniversität Leoben, verweist auf große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern – auch innerhalb der EU und erklärt, dass in den nächsten zehn bis 15 Jahren der Trend zu mehr getrennter Sammlung und Recycling und weniger Verbrennung gehe. In Österreich wären wir schon längst von der Deponie weg und könnten es uns leisten, uns mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen. Viele andere Länder müssten erst die klassische Abfallwirtschaft in den Griff bekommen, bevor sie sich damit beschäftigen könnten.

Infografik Digitalisierung

Das COMET-Kompetenzzentrum „Recycling and Recovery of Waste 4.0“ (ReWaste4.0) der Montanuniversität Leoben nimmt bei der Digitalisierung eine internationale Vorreiterrolle ein. „Um die Abfallwirtschaft in Richtung Kreislaufwirtschaft („circular economy“) weiterzuentwickeln, werden zum ersten Mal in der Abfallwirtschaft neue Industrie-4.0-Ansätze untersucht und umgesetzt. Als aktuelle Beispiele gelten Digital Networking, Kommunikation zwischen Abfallqualität und Anlagenperformance und Robotics. Dabei wird ein besonderer Fokus auf vernetzte Recycling- und Verwertungsprozesse gerichtet. Die Ergebnisse sollen das branchenspezifische Know-how erhöhen und die internationale Technologieführerschaft österreichischer Unternehmen erweitern“, fasst Renato Sarc, technischer Projektleiter von „ReWaste4.0“, zusammen.

Chancen für digitale Müllexperten
Für ehrgeizige Projekte und innovative Lösungen braucht es aber auch entsprechend ausgebildete Mitarbeiter. „Die wenigsten Akteure sind sich der Chancen, aber auch der Herausforderungen der digitalen Transformation richtig bewusst, und noch viel weniger nutzen diese. Ein wichtiger erster Schritt ist daher sicherlich, das passende Humankapital aufzubauen und somit Bewusstsein und Wissen zu schaffen“, empfiehlt Maria Ortner vom Green Tech Cluster Styria.

Um diese Basis zu schaffen, hat der Cluster gemeinsam mit der FH Joanneum und dem Know-Center der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) den Innovationslehrgang zum Thema „Green Big Data“ gegründet mit dem Ziel, „Green Big Data“-Experten in den teilnehmenden Unternehmen auszubilden, damit diese ihr Know-how im Unternehmen weitergeben, ihr Umfeld sensibilisieren und neue Geschäftsmodelle für die Branche finden.

Europas erster Online-Marktplatz für Sekundärrohstoffe kommt aus Österreich
Ein positives Beispiel für den dringend gebotenen Schritt in Richtung Digitalisierung der Abfallwirtschaft ist „Secontrade“, die erste zentrale europäische Plattform für den Rohstoffhandel, die im Jänner 2018 online ging. Der digitale Handelsplatz wurde auf Initiative des Sammel- und Recyclingunternehmens UFH gegründet, schöpft das gesamte Potenzial des europäischen Marktes aus und ermöglicht den schnellen, risikolosen Handel mit Sekundärrohstoffen, die zuvor dezentral gehandelt wurden.

Marion Mitsch, Geschäftsführerin der UFH Holding GmbH, sieht in der Plattform die ideale, zeitgemäße Lösung für das Rohstoff-Trading und zugleich ein Signal für die Digitalisierung der Branche. Zudem gibt es finanzielle Argumente: „Mit Secontrade unterstützen wir die Marktteilnehmer, schneller passende Rohstoffe zu besten Konditionen zu finden.“

Neue Geschäftsmodelle sind gefragt
Online-Plattformen haben sich zuletzt über alle Branchen hinweg als zentrale Elemente der digitalen Ökonomie etabliert. Digitale Marktplätze wie Secontrade bieten die Grundlage für neue Geschäftsmodelle, da sie wertschöpfende Interaktionen zwischen Erzeugern, Dienstleistungsanbietern und Kunden ermöglichen. Zeitgemäß ist es beispielsweise, Behältersysteme für Sperrmüll oder Bauschutt online zu buchen, um mit wenigen Klicks schnell und einfach Entsorgungsaufträge abzuwickeln. Doch gerade im Wertstoffhandel befinden sich viele Projekte noch im Dornröschenschlaf.

„Zentrale Plattformen sind gefordert, um Prozesse zu beschleunigen und die Transparenz zu erhöhen“, erklärt Mitsch. „Aktuell beobachten wir in der Branche noch etwas Zurückhaltung, was neue Technologien betrifft. Wer aber künftig mitgestalten möchte, muss auch Neues wagen. Durch die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft werden Sekundärrohstoffe immer wichtiger für die produzierende Industrie in Österreich.“

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